Aktuelles Museum Veranstaltung

Neujahrsempfang am 20.01.2019 im Nachbarschaftshaus Gröpelingen

Gelungene Auftaktveranstaltung im Nachbarschaftshaus Gröpelingen

Auch diesen Januar lud das ZIS Klient*innen, Vertreter*innen verbandelter Bremer Institutionen, der Bürgerschaft und des Beirats, Interessierte, freiwillig Engagierte und Mitarbeiter*innen zum Neujahrsempfang ins Nachbarschaftshaus Helene Kaisen in Gröpelingen ein. Ab 15 Uhr füllte sich der Saal mit Besucher*innen, die mit einem Sektempfang von den Mitarbeiter*innen des ZIS begrüßt wurden. Volkan Eliş, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums, führte durch den Nachmittag und kündigte als Einführung in das Programm den Auftritt der Theatergruppe „Sichtbar engagiert“ an. Die Frauen im Alter von 60 bis über 80 Jahren hatten eine Szene vorbereitet, in der sie für das im Herbst letzten Jahres eröffnete und an das ZIS angeschlossene Virtuelle Museum der Migration warben und türkische Lieder, u.a. über den Abschiedsschmerz und die Auswanderung in die Fremde, sangen.

Als erster Vorsitzender richtete Ali Eliş sein Grußwort zum neuen Jahr an das Publikum, blickte auf die Arbeit des ZIS im vergangenen Jahr zurück und bedankte sich bei allen daran Beteiligten. Besonders hob er die gelungene Integrationsarbeit hervor, die beispielsweise in Projekten wie „Köprü“ (zu Deutsch „Brücke“), der seit 2005 aktiven Kontaktstelle für ältere Migrant*innen, realisiert wurde. Auch über die Erfolge des Bildungszentrums in der Überseestadt äußerte er seine Anerkennung. Mehr als 70 % der an Alphabetisierungs- und Integrationskursen Teilnehmenden erhalten ein Sprachzertifikat, mit Hilfe dessen sie Fuß in der hiesigen Gesellschaft fassen können.

Konkret appellierte er an Politik, Fachstellen und Altenhilfeeinrichtungen zukünftig noch stärker auf die Bedarfe älterer Migrant*innen einzugehen. Im Land Bremen leben über 32.000 Migrant*innen über 65 Jahre, deren Anzahl weiter steigen wird. Für sie müssten mehr altersgerechte Sozialwohnungen, muttersprachliche Beratungsangebote, Pflegestellen und kultursensible Unterstützungsmaßnahmen geschaffen werden. Der erste Vorsitzende empfahl den Bau weiterer über ganz Bremen verteilter Stadtteildörfer. Exemplarisch für den Erfolg eines solchen Projekts könne das Stiftungsdorf in Gröpelingen betrachtet werden, dessen bezahlbare Wohnungen Mieter*innen verschiedenster Herkunft ein Zuhause bieten. Bewohner*innen hätten in der angegliederten Tagespflege außerdem den Komfort eines Betreuungsangebotes vor Ort. Das ZIS sei bereit, in neuen Stadteildörfern einen Teil der pädagogischen Arbeit zu übernehmen.

Weiteren Förderbedarf sieht Ali Eliş an einigen Schulen wie z.B. in den Stadtteilen Gröpelingen, Tenever oder Lüssümer Heide, an denen der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund bei teils über 90% liegt. Den Lehrkräften müsse verstärkt externe pädagogische Unterstützung zur Verfügung gestellt werden, sodass eine erfolgreiche Schullaufbahn der Kinder und Jugendlichen gesichert sei.

Auch auf das von der Theatergruppe bereits angekündigte Virtuelle Museum der Migration, das im Herbst des letzten Jahres online gestellt wurde, verwies Ali Eliş. Er sei stolz auf das Ergebnis und lud Nachfahren der ersten Generation der Arbeitsmigrant*innen, Wissenschaftler*innen, Pädagog*innen und Interessierte zum Besuch der Website und zur weiterführenden Auseinandersetzung mit der Geschichte der Arbeitsmigration ein. Die Biografien und die politischen Ereignisse zu jener Zeit dürften nicht in Vergessenheit geraten, wozu das Virtuelle Museum der Migration einen Beitrag leistet.

Als Ehrengast der Veranstaltung und zum Dank seiner Schirmherrschaft zur Eröffnung des Virtuellen Museums der Migration sollte Bürgermeister Dr. Carsten Sieling die jährlich verliehene Urkunde überreicht werden. Ungeplant musste er am Tag des Neujahrsempfangs jedoch nach Danzig reisen, um dem aufgrund eines Attentates verstorbenen Bürgermeister der Partnerstadt Bremens, Paweł Adamowicz, das letzte Geleit zu geben.

Stellvertretend nahm Frau Carmen Emigholz, Staatsrätin für Kultur der Stadt Bremen, an der Veranstaltung des ZIS statt. In ihrer Rede bekundete sie ihren Dank für das langjährige Engagement des Zentrums und rief die Anwesenden dazu auf, Politiker*innen nicht unter sich zu lassen, sondern das Zeitgeschehen selbst aktiv mitzugestalten. Gesellschaftspolitischer Einsatz sei besonders in Phasen, „die an die schlimmsten Zeiten der deutschen Gesichte“ erinnerten, unabdingbar. So sei auch Integration ein Prozess, der von jedem*r Einzelnen unterstützt werden müsse. Dies könne neben der institutionellen Arbeit auch im alltäglichen Miteinander, durch ein offenes und kontaktfreudiges Aufeinanderzugehen zwischen Menschen verschiedener Herkunft geschehen, sodass Vorurteile abgebaut und Gemeinschaft gefördert würde.

Gelegen war ihr auch daran, auf die Notwendigkeit von Hilfsbereitschaft und Verständnis unter- und füreinander aufmerksam zu machen: „Ich glaube, wir haben vergessen, dass viele Deutsche in den schwersten Zeiten nach dem Krieg auf die Hilfe anderer Staaten angewiesen waren. Dass Deutsche auf der Flucht waren. Dass Menschen verhungert sind“. Ein fruchtbares Miteinander könne durch Aufklärung, die Wertschätzung des voneinander Lernens und einen regen Austausch darüber, wie Zusammenleben gestaltet werden kann, erwirkt werden. Diese Aufgabe liege gleichsam bei der Politik wie bei den Bürger*innen.

Mit dem Referenten des ZIS stimmte Carmen Emigholz überein, dass man sich mit den Anliegen der ersten Generation der Arbeitsmigrant*innen befassen, ungleiche Förderverhältnissen korrigieren und darüber hinaus geeigneten Wohnraum schaffen müsse. „Politik hat die Verantwortung dafür, dass jede Generation – auch die der älteren Migranten – genauso gesehen wird, wie diejenigen, die neu sind“, erklärte Emigholz.

Freudig nahm das Team des Zentrums für Migranten und Interkulturelle Studien e.V. die Einladung der Politikerin entgegen, sowohl an der Deputationssitzung zum Thema Integration Ende Januar als auch am Empfang des Bürgermeisters für Kulturakteur*innen am 01.02. teilzunehmen. Dabei, so Carmen Emigholz, böte sich gegebenenfalls auch die Gelegenheit, das Treffen mit Dr. Carsten Sieling nachzuholen und ihm die Ehrenurkunde nachträglich zu übergeben.

Untermalt wurde der Nachmittag vom Auftritt der Band „Baba Makkas“, die eine bunte Mischung von türkischen Volksliedern bis hin zu aktuellen Songs im Repertoire hatte und damit viele Besucher*innen auf die Tanzfläche lockte. Nach den Beiträgen der Redner*innen bedienten sich die Gäste am Buffet und es blieb Zeit für ein gemütliches Beisammensein.

Text: Franziska Marien

 

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